Kolumne aus dem Fachmagazin der EIT.swiss, August 2024

Die Sache mit der Vereinbarkeit

Wir sind uns in einer Sache alle einig: der Fachkräftemangel ist nach wie vor allgegenwärtig. Eine einzig richtige Antwort auf die Frage, wie sich diesem aber entgegenwirken lässt, gibt es nicht. Aber ich sehe in einer Sache grosses Potenzial: der Vereinbarkeit von Familie und Arbeit.

Bei den meisten Arbeitgebern aus der Branche sei es nach wie vor nicht möglich, in einem Teilzeitpensum zu arbeiten. Dazu habe ich viele offene Fragen: Welche Gründe können zu solchen Entscheidungen führen? Wurden die Rahmenbedingungen mit dem Arbeitnehmenden besprochen? Was wären Arbeitnehmende und Arbeitgebende bereit zu geben?

Mein Mann und ich arbeiten seit der Geburt unseres 3-jährigen Sohnes beide Teilzeit und teilen uns die Arbeit im Betrieb und zu Hause anteilsmässig auf. Unsere Generation ist sehr wohl bereit, überdurchschnittlich viel zu leisten (wie es die Generation davor auch tat – wir wissen das alle – wir sehen eure Resultate) – jedoch versuchen wir stets, den Blick auf die Familie und auf ein gesundes Umfeld nicht zu verlieren. Und deshalb benötigt es Arbeitgebende, die gerne diesen neuen Weg mit uns gehen.

Ich bin überzeugt, dass wir als Arbeitgebende mit den richtigen Rahmenbedingungen eine solide Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit bieten können und unsere Generation den Unternehmungen einen Mehrwert in Sachen Flexibilität generieren könnte. Beispiel: Ein Projektleiter arbeitet 80% und nimmt jeweils am Montag seine Elternpflicht wahr (ich verzichte hier explizit auf das Trendwort «Papi-Tag» – denn den «Mami-Tag» gab’s auch nie). Damit er seine Projekte weiterhin vollumfänglich betreuen kann, nimmt er dringende Telefone auch montags entgegen und leitet wichtige Mails an die entsprechende Stelle weiter. So können wir als Arbeitgeber die Grundlage für eine gleichberechtigte Elternschaft ermöglichen, welche sich viele junge Eltern wünschen, und gleichzeitig wird die Arbeit gemäss Pflicht erledigt.

Was mich persönlich bei Gesprächen mit der älteren Generation stört, ist das fehlende Interesse an der heranwachsenden Generation mit deren Visionen. Denn im Endeffekt unterscheiden sich unsere Generationen nicht essenziell: Wir alle möchten eine funktionierende Wirtschaft – wir erhöhen nur den Anteil der erwerbstätigen Frauen. Vielleicht werden deshalb mehr Väter der Branche treu bleiben, weil ein weiterer bedeutender finanzieller Teil durch die Frau abgedeckt werden kann. Und vielleicht wirken wir so auf unsere Art dem Fachkräftemangel entgegen.

Und so überlasse ich es Ihnen: Wie wirken Sie dem Fachkräftemangel entgegen?

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